Dreisatz.
Schon in der Schule lernen die Kinder den Dreisatz. Mit diesem mathematischen Verfahren lässt sich aus drei gegebenen Werten eines Verhältnisses der unbekannte vierte Wert berechnen.
Dies ist ein mathematisch sehr wichtiges Prinzip. Auch in der kaufmännischen Ausbildung zählt der Dreisatz zum Standardrepertoire. Mathematisch bleibt der Dreisatz auch in Zeiten von Corona und Social Distancing relevant. Aber die Verhältnisse haben sich verändert.
Durch verordnete und notwendige Distanz geht die Gleichung, die bisher als rechnerische Grundlage des Erfolgs fungierte, nicht mehr auf. Bei einer gegebenen Fläche oder Anzahl von Sitzplätzen, dem Angebotspreis und den fixen Kosten für die Bereitstellung fällt der Umsatz zwangsläufig geringer aus. Kurzum: Das vormals erfolgreiche Geschäftsmodell wankt.
Bilder von der Corona-Bestuhlung des Berliner Ensembles führen diese neue Ungleichung unmissverständlich vor Augen:

(c) Moritz Haase
Das Theater am Schiffbauerdamm ist eng bestuhlt. Besucher*innen sitzen einander quasi gegenseitig auf dem Schoß. Durch den inzwischen erfolgten Ausbau jeder zweiten Reihe, in Kombination mit Doppelsitzen, hat das Theater nun eine Kapazität von knapp 200 Zuschauern. Dies ist noch nicht einmal ein Drittel des üblichen Platzangebots. Ein echtes Problem für die Rentabilität der Location und des Unternehmens.Generell gilt es für Betreiber solcher Einrichtungen fortan nicht nur, die Vorschriften des Gesetzgebers umzusetzen. Sondern sie müssen auch dem Bedürfnis ihrer Gäste nach einem komfortablen Abstand und dem Gefühl von Sicherheit nachkommen. Nur so kann ein rundum angenehmes Erlebnis geboten werden, nur so kommen die Gäste auch weiterhin. Von dieser Herausforderung sind neben Kulturangeboten auch alle Berufszweige und Branchen besonders betroffen, in denen die zwischenmenschliche Begegnung auf begrenztem Raum zentral ist: Sportveranstaltungen, Messen, Restaurants, Bars und Tanzlokale. Aber auch bei medizinischen Services, in Supermärkten oder im Einzelhandel greifen fortan neue Kapazitätsbegrenzungen.
Auch hier gilt grundsätzlich der gleiche Dreisatz. Weniger Besucher*innen auf gleichem Raum bedeuten geringeren Umsatz für die Akteur*innen und letztlich auch weniger Einnahmen für die Vermietenden. Die gesamte Kette ist betroffen. Dies ist eine Dreisatz-Thematik, die Verhandlungs- und Handlungsbereitschaft von allen Beteiligten erfordert.
Die eigentlich 20.000 Menschen fassende LANXESS arena in Köln hat am 18. Juni 2020 ihr neues Corona-Sicherheitskonzept vorgestellt. Konzerte werden hier in naher Zukunft in Plexiglas-Boxen für jeweils maximal vier Personen erlebbar sein. Die maximale Anzahl an Gästen ist auf 896 Menschen taxiert. Geschäftsführer Stefan Löcher machte dabei klar: Das Konzept sei lediglich ein Signal an alle, um die Eventleidenschaft nicht zu verlieren. Kaufmännisch allerdings sei es leider irrelevant.
Dennoch ist es elementar, das Geschäftsmodell kritisch zu hinterfragen. Für jedes Unternehmen, bei dem der Dreisatz nun nichtmehr funktioniert.
Was muss und kann ich am Geschäftsmodell verändern? Habe ich kurzfristig mehr Raum, um die notwendige Anzahl meiner Gäste sicherzustellen – und das unter Einhaltung der vorgegebenen Distanz? Welche neuen Einnahmequellen habe ich? Welchen zusätzlichen Nutzen kann ich meinen Kunden bieten? Und was zahlen sie dafür? Kann ich die Mietzahlungen temporär reduzieren?
Wir erleben derzeit vielfältige Antworten auf diese Fragen: Vom Autokino über die Auto-Disco bis zum Hoftheater werden findige Lösungen – viele davon temporär – für spezifische Kunden und Anlässe ins Leben gerufen. Aber nicht alle Formate sind übertragbar auf andere Unternehmen mit anderen Voraussetzungen.
Natürlich ist es nicht immer so simpel. Erfolgreiche Geschäftsmodelle bauen auf mehr als nur drei Einflussfaktoren auf. Doch gerade, wenn schnelle Reaktion und Flexibilität gefragt sind, bieten Raumgröße, Personenzahl und Umsatz eine gute Stellgröße für durchdachte Lösungsansätze.
Den #DREISATZ müssen anscheinend fast alle Unternehmen für sich überdenken und kommen gegebenenfalls über diesen Weg zu neuen Lösungen!
Genau da setzen wir mit #UMDENKEN an.
Viele Grüße
Frank
Frank Balkenhol
Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Solingen GmbH & Co. KG
Geschäftsführer Gründer- und Technologiezentrum Solingen GmbH & Co. KG
Copyright Titelbild: Moritz Haase